Einige Mitglieder des Heimatvereins, die sich für die Führung durchs Haus Kaisersruh angemeldet hatten, trafen sich vor der Kirche St. Germanus und wanderten von dort aus an der Wurm entlang bis zur Krefelder Straße, wo vor dem imposanten Herrenhaus weitere interessierte Mitglieder die Gruppe ergänzten.
In der großzügigen Eingangshalle begrüßte uns der Hausherr Franko Neumetzler und erzählte den aufmerksamen Besuchern kurz die Geschichte des Hauses, wie sie auch auf einer Video-Installation (im Hintergrund) dargestellt wurde.
Das Herrenhaus und die umliegende Parkanlage waren im frühen 19. Jahrhundert von Ludwig von Fisenne im klassizistischen Stil errichtet worden. Nachdem 1818 der russische Zar Alexander I. bei seinem Besuch in Aachen als Gast von Ludwig von Fisenne in dem Gebäude nächtigte, entstand der Name Gut Kaisersruh. Jahre später erwarb der Aachener Tuchfabrikant Alfred Nellessen das Anwesen, welches danach lange im Familienbesitz blieb. 1971 wollte die Nellessen-Erbengemeinschaft auf dem Gut ein Restaurant und Hotel einrichten, was allerdings wegen Einschränkungen durch die Behörden scheiterte. Seitdem waren die Gebäude verlassen, wurden geplündert und verfielen zusehens. Schließlich waren nur noch Ruinen übrig.
2016 kaufte der Aachener Unternehmer Franko Neumetzler das Anwesen und ließ das Herrenhaus wie auch das dahinter liegende Kutscherhaus nach alten Plänen neu aufbauen. Während die Gebäude von außen nun wieder so aussehen wie in alten Zeiten, ist -- mit Einverständnis der Denkmalbehörde -- das Innere neu, anders und hochmodern nach Neumetzlers Vorstellungen gestaltet.
Das Herrenhaus von der Rückseite
Um das einigermaßen freundliche Wetter zu nutzen, haben wir nach der Einführung zunächst das Gelände von außen besichtigt. Zwischen dem Herrenhaus und dem ebenfalls neu gebauten Kutscherhaus ist ein neues und absichtlich modern und im Kontrast zu den historischen Häusern gehaltenes Verbindungsgebäude entstanden.
Das Kutscherhaus, links daneben das Verbindungsgebäude
Franko Neumetzler weiß viel zu erzählen |
Ein wiederhergestellter Wandbrunnen |
Im Herrenhaus in den unteren zwei Etagen residiert Neumetzlers Firma Fastrada Family Service. Fastrada war auch der Name der letzter Ehefrau Karls des Großen. Unter Family Service versteht man in etwa eine erweiterte Vermögensverwaltung. Im Obergeschoss sitzt die, wie man hört, sehr erfolgreiche Firma Royal Donuts, ein inzwischen weltweit agierendes Franchise-Unternehmen. Im Verbindungsgebäude und im Kutscherhaus befinden sich weitere Büros sowie eine Wohnung, anfangs als Hausmeisterwohnung gedacht.
Nach dem Gang um die Gebäude durften wir uns, soweit möglich, das Innere des Herrenhauses ansehen.
Neben der exklusiven Einrichtung und den diversen Kunstwerken fiel auch der edle Fußboden auf, der nicht, wie vielleicht zu vermuten, aus Marmor besteht, sondern aus einem teuren Kunststein. Dazu erzählte uns Franko Neumetzler, dass die Verlege-Firma hier besondere Schwierigkeiten hatte, weil die sehr großen Steinplatten sehr dünn sind und deswegen leicht zerbrachen.
Die eindrucksvolle Treppe in Stein und edlem Holz
Der große Konferenzraum
Ziemlich luxuriöses Büro
Bei allem merkte man, dass es für Herrn Neumetzler eine Herzensangelegenheit war, diese historischen Gebäude wieder aufleben zu lassen, aber auch das Innere zeitgemäß und repräsentativ zu gestalten. Kein Zweifel. Das ist ihm gelungen.
Zum Abschluss wurden wir noch äußerst freundlich bewirtet, bekamen Wein oder ein anderes Getränk nach Wahl. Und dem Verein wurden zwei Bücher über die Aachener Geschichte und Gut Kaisersruh geschenkt.