08.04.2013

Vorabbesuch des neuen Stadtarchivs

Bericht: Helmut Vondenhoff

Da das Stadtarchiv nach seiner umzugsbedingten langzeitigen Schließung leider keine Möglichkeiten hat, die zahlreichen Vertreter von Heimatvereinen zu einer Eröffnungsfeier einzuladen, bekamen wir auf einem anderen Wege als Interessierte die Möglichkeit, das neue Stadtarchiv kennen zu lernen. Über Frank Prömpeler, dem Haarener Bezirksamtsleiter, waren die Kontakte zu Angelika Pauels, der stellvertretenden Leiterin des Stadtarchivs, schnell und unbürokratisch hergestellt. Äußerst kurzfristig von Freitag auf Montag erhielten wir einen Besuchstermin für unseren erweiterten Vorstand, der uns durch die neuen Archivräumlichkeiten ohne Hektik und ohne Gedränge mit qualifizierter Leitung führen sollte. Gerne nahmen wir die Einladung an, 13 Mitglieder trafen sich im Reichsweg in der früheren Aachener Nadelfabrik Rheinnadel wo wir von Frau Pauels und Frau Bister, zuständig für die Bibliothek, freundlich empfangen wurde. Frau Pauels hob bei der Begrüßung besonders hervor, dass auch hier in der Mauern der alten Nadelfabrik der Aachener Vergangenheit eine große Zukunft beschert sein werde. Als größter Mieter ist das neue Stadtarchiv nun in der Lage die Tiefen der Aachener Historie mit den neuesten technischen Möglichkeiten auszuloten. Mit rund 4300 Quadratmetern Fläche beansprucht das Archiv annähernd ein Drittel der räumlichen Kapazitäten. Die Tage der drangvollen Enge im altehrwürdigen Grashaus in der Aachener Altstadt am Fischmarkt sind nun abgelaufen, enorme logistische Anforderungen kamen auf die Mitarbeiter zu und hohe logistische Leistungen wurden bewältigt. Inzwischen sind die umfangreichen Urkunden und Dokumente, die die Geschichte der Kaiserstadt spiegeln, aus den Depots zum Reichsweg geschafft worden. Auf drei Etagen verfügt das Haus allein über fast 1700 Quadratmeter an Magazinfläche mit modernster Ausstattung. Auf rund 13880 laufenden Regalmetern ist das Gedächtnis der Stadt neu sortiert und bestens aufgefrischt. Ein 230 Quadratmeter großer Lesesaal und eine große Bibliothek stehen Forschern und Bürgern für Recherchen zur Verfügung, bald auch per Datenbank an drei internen Rechnern. Noch ist nicht alles in trockenen Tüchern wie Frau Pauels zu berichten wusste, es stehen noch viele Arbeiten an im Bereich von Restaurierung, Digitalisierung und Findung. Allein in der Werkstatt für die Aufarbeitung der Standesamtsurkunden liegen viele Bücher deren Bearbeitung viel Zeit, viel Geduld und auch viel Geld kostet. Es fiel ins Auge, dass die zu reparierenden Bücher überwiegend aus den Stadtteilen stammen die nach der kommunalen Neugliederung zu Aachen kamen und deren Standesämter später aufgelöst wurden. Doch nicht nur alte Urkunden werden hier wohl behütet, alte Schätze hinter dicken Mauern sind hier zu finden, riesige Regalwände voller Geschichte und Geschichten, auf mehreren Etagen verteilt, in klimatisierten Räumen, frisch renoviert, hell und funktional, modern und sehr ansehnlich geordnet. Für alte Pläne und Karten in Größe DIN A 0 gibt es allein 850 Schubladen die zu etwa zwei Dritteln schon belegt und gefüllt sind. Die älteste Urkunde Aachens holte Frau Pauels auch extra für die Haarener Besucher aus dem sicheren Schatzkästchen hervor, sie hat den Stadtbrand von Aachen vom 02.Mai 1656 unbeschadet überlebt. Kaiser Heinrich der II. schenkte am 21.01.1018 dem Benediktiner-Orden große Liegenschaften zum Bau eines Klosters, ein Siegel mit dem Bildnis Karls des Großen ziert die Urkunde. Natürlich waren wir an Unterlagen, Dokumente, Urkunden von und über Haaren sehr interessiert, sie zu sehen und über die Fülle und Menge an Haarener Vergangenheit zu staunen war eins. Seit dem frühen 19. Jahrhundert gab es auch in unserer ehemaligen Gemeinde das sog. Protokollbuch in dem die wichtigsten Daten und Ereignisse von Haaren zu finden waren. Solche Protokollbücher wurden kontinuierlich fortgeführt und hatten bis zur kommunalen Neugliederung Bestand. In einer Aktennotiz der Gemeinde Haaren von Ende 1945 hieß es; die kompletten Akten, Dokumente und Unterlagen aus der Vorkriegszeit bis 1945 befinden sich in Haaren in einem Raum in der Schule. Etwa eineinhalb Jahr später, 1947 hieß es in einer weiteren Aktennotiz der Gemeinde; sämtliche Akten, Unterlagen und Doku-mente aus der NS-Zeit sind nicht mehr auffindbar. Das alte Rathaus, oder Bürgermeisteramt in Haaren befand sich zu der Zeit neben der Kirche, gegenüber dem heutigen Bezirksamt, es wurde 1970 abgerissen. Möglicherweise ist bei dem Widerbeginn der zivilen Verwaltungsaufgaben nach dem Krieg auf dem Weg vom Lagerraum in der Schule zum Bürgermeisteramt ein Teil der Unterlagen, der vielleicht einige Leute aus Haaren belastet hätte, verschwunden. Eine weitere Möglichkeit des Verschwindens dieser wichtigen Unterlagen wäre auch die nach dem Krieg praktizierte Tauschaktion „Tapete gegen Altpapier“ gewesen. „Ein Schelm wer Böses dabei denkt.“ Dabei wären gerade auch diese Unterlagen von enormer Wichtigkeit, denn auch deren Inhalt war ein Teil Haarener Geschichte.

Frau Pauels und Frau Bister haben uns einen tiefen Einblick in die neue Umgebung unserer Geschichte im neuen Stadtarchiv nehmen lassen, unser Dank und unser Abschiedsapplaus galt den beiden freundlichen Damen der Stadt Aachen.

HV

Karl Pütz testet im Lesesaal schon mal einen der neuen Tische

HV

Alte Urkunden vor der aufwendigen Restaurierung

HV

In der modernen Werkstatt, Arbeit ....

HV

Der Haarener „Neubürger“ Dr. Klaus Dornseifer weiß nun wo Alt-Haaren liegt

HV

Hier würde Franz-Josef Heuser sich gerne einschließen lassen

HV

Jede Menge laufende Meter Haaren

HV

Norbert Neumann staunend über soviel Haaren

HV

Die älteste Urkunde im Stadtarchiv Aachen aus dem Jahre 1018


↑nach oben