10.09.2011

Haarener Grenzgang

Bericht: Helmut Vondenhoff

Vor der Existenz des Aachener Reiches lag innerhalb vom Wildbannbezirkes des Königshauses, Haaren als wahrscheinlich kleine Ortschaft oder allenthalben aus kleinen Gehöften bestehend, vor den Toren der Stadt Aachen. Innerhalb des Aachener Reiches, bis 1798, war Haaren nach Entwicklung zum Dorf mit Verlautenheide eines der Quartiere des Aachener Reiches. Unter französischer Herrschaft von 1798 bis 1815 eine Mairie mit eigenem Maire (Bürgermeister). Unter preußischer Herrschaft von 1815 bis 1945 eine Gemeinde mit Bürgermeister, innerhalb der Bundesrepublik eine Gemeinde mit Bürgermeister und ab 1972 bildet Haaren mit Verlautenheide den Stadtbezirk Haaren der kreisfreien Stadt Aachen. In diesen Zeiten haben sich immer wieder die Grenzen Haarens und Verlautenheidens zu den Nachbarn geändert. Gebietsveränderungen und Gebietsreformen sind in zahlreichen Karten, Eintragungen im Kataster und Aufzeichnungen der ehemaligen Gemeinde zu finden. Franz Josef Heuser, ein ausgezeichneter Kenner alter und neuer Landkarten hat intensiv recherchiert um die Veränderungen der Ortsgrenzen sichtbar zu machen. In einer Wanderung rund um Haaren und den jetzigen Haarener Grenzen führte er die Schar der 18 Interessierten ab Stangenhäuschen zu einem Rundgang durch Gemarkung und Ortsgeschichte die mit den ehemaligen Grenzen verbunden sind. An der alten ehemaligen Bahnbrücke an der Wurm, die immer eine Grenze zu Aachen bildete, führte der Weg an der ehemaligen Hergelsmühle vorbei zum Haarener Markt. Über die Alt-Haarener-Straße zum Bahnübergang an der Jülicher Straße führte der Weg in die Nähe der ehemaligen Steinernen Mühle zum Park Wurmbenden bis kurz vor dem Berliner Ring. Hinweise auf alte und neue Grenzen gibt es nun an den gewerblichen Schulen, am neuen Sportzentrum an der Neuköllner Straße wo der DJK FV Haaren sein Zuhause hat, an der Charlottenburger Allee mit Anschluss an die Hüls und letztlich der große Friedhof auf der Hüls. Gleich hinter dem Friedhof Hüls in Richtung Nirm findet man den neuen Jüdischen Friedhof, der aus Mangel an Erweiterung des alten jüdischen Friedhofes an der Lütticher Straße, gebaut werden musste. Eine würdevolle Gedenk- und Ruhestätte in freier Natur für unsere jüdischen Mitbürger ist hier entstanden. Durch Wiesengelände und an Ackersgrenzen vorbei fließt der Rödgerbach hier in Richtung Nirm und dann zur Kläranlage die zu Eilendorfer, b.z.w. Haarener Gebiet gehört. Die Kahlgrachtstraße ist wieder Verlautenheidener Gebiet und steigt hinter der Kläranlage an und führt bis in den Ort gerade bis zur Gaststätte „Zur Erholung“ der Familie Richter, die uns mit herrlichem selbst gebackenem Kuchen bewirtete. Frisch gestärkt ging es über die Verlautenheidener Straße Richtung Stolberg zur Quinxer Straße, daran schloss sich eine neue Wohnsiedlung an, Einfamilienhäuser der gehobenen Wohnqualität, hier kann man in Ruhe leben und leben lassen. An Gut Knapp dem alten Verlautenheidener Denkmal vorbei, gingen wir noch einmal in Richtung Kaninsberg über die alte Würselener Straße, die vor dem Autobahnbau der Verkehrsweg nach Haaren, Würselen und Broichweiden als einzige Zufahrtstraße war. Die Bergkette Haarberg, Kaninsberg, Toresberg und Ravelsberg ist Grenzgebiet, teilte auch die früheren Gemeinden ab, über dem Höhenkamm verlaufen Wirtschafts- und Feldwege bis zum sog. “alten Kaninsberg“, der uralten Straßenverbindung von Haaren nach Würselen und Weiden, Teil der alten Römerstraße Aachen-Jülich. Weiter folgen wir den Wegen und kreuzen die Würselener Straße, heutige und relative junge Straßenverbindung von Haaren nach Würselen über den Ortsteil Haal. Gleich liegt der Ravelsberg, mit dem ehemaligem Tanklager der Nato, vor uns, heute nur noch Pipeline-Station im Berg, auch hier treffen wir wieder auf alte Grenzverläufe zwischen Haaren, Würselen und Aachen. Abwärts führt der Weg Richtung Friedenstraße zum alten Bahnübergang und von dort ist es nicht weit bis zum Strangenhäuschen, unserem Ausgangspunkt. Franz-Josef Heuser hat uns nicht nur die alten und veränderten Ortsgrenzen bei dieser sommerlichen Wanderung gezeigt, er konnte an Zwischenstopps und Haltepunkten zu den jeweiligen und damaligen Veränderungen und Situationen interessante und geschichtsträchtige Beiträge liefern, die den meisten Haarener und Verlautenheidener so nicht bekannt waren.

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Franz-Josef Heuser mit Karten

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an Stangenhäuschen, erste Übersicht und Einführung

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In der Nähe der Hüls fließt der Rödgerbach unter dieser Brücke

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In Verlautenheide Einkehr im Gasthaus „Zur Erholung“ wo Familie Richter einen köstlichen selbstgebackenen Apfelkuchen für die Wanderer anbot.

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Die frühere und alte Zufahrt zur BAB-Auffahrt Verlautenheide, der so genannten „Sambastraße“, älteren Autobahnfahrern noch gut in Erinnerung und bekannt.


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