12.08.2015

Besuch der Probsteikirche in Kornelimünster

Bericht: Helmut Vondenhoff

Unser Wochenausflug im August führte uns in das sog. Münsterländchen, nach Kornelimünster zur Probsteikirche. Die Propsteikirche – ehemalige Abteikirche und heutige Pfarrkirche von Kornelimünster - gehört zu den bedeutendsten Bauwerken rheinischer Baukunst. Der auf den ersten Blick wie eine fünfschiffige, gotische Kirche wirkende Bau ist in Wirklichkeit das Resultat einer mehr als 1000-jährigen Baugeschichte. Ihr Gründungsbau entstand 814-817 n. Chr. und wurde im Beisein von Ludwig dem Frommen geweiht. Bis zur Auflösung des Klosters 1802 war die Propsteikirche Kloster- und Wallfahrtskirche. Vom Förderverein der Abtei empfing uns Dr. Lothar Stresius und gab uns erste Informationen über die Entstehung und über die Entwicklung der Abtei über mehr als ein Jahrtausend. Die Abtei Kornelimünster wurde um 814 von Benedikt von Aniane (750–821) und Ludwig dem Frommen als „Monasterium ad Indam“ gegründet und war zunächst als „Erlöserkloster an der Inde“ oder auch kurz als „Inda“ bekannt. Kaiser Ludwig der Fromme hatte Benedikt von Aniane 3 Reliquien geschenkt, die ursprünglich aus dem Reliquienschatz der Aachener Pfalzkapelle stammten: das Schürztuch (linteum Domini), das sich Jesus der Überlieferung nach zur Fußwaschung der Jünger beim Letzten Abendmahl umgebunden hatte, ein Grabtuch (sindon munda, das gemäß alter Tradition bei der Grablegung benutzt wurde und auf dem der Leichnam Jesu im Grab gebettet worden sein soll, und das Schweißtuch (sudarium Domini), das jenes Tuch sein soll, das den Kopf Jesu umhüllte und das Petrus und Johannes zusammengefaltet im leeren Grab Jesu gefunden haben sollen. Im Jahre 875 wurde das Grabtuch allerdings geteilt, und als Ausgleich erhielt das Kloster die Schädelreliquie des Heiligen Papstes Cornelius sowie die des Heiligen Cyprianus. Die Verehrung des Papstes Cornelius († 253) führte ab dem 12. Jahrhundert zur Patronats- und Namensänderung „Kornelimünster“. Das Kloster erhielt den Namen „Monasterium Sancti Cornelii ad Indam“. Diese Reliquienschätze führten schließlich dazu, dass Kornelimünster seit dem 14. Jahrhundert Ziel einer besonderen Wallfahrt wurde, der sog. Heiligtumsfahrt Kornelimünster, die im Mittelalter gemeinsam mit der Heiligtumsfahrt nach Aachen so bedeutend wie die Wallfahrten nach Rom, Jerusalem oder Santiago de Compostela war. Das Kloster unterstand als Reichsabtei nur dem Kaiser und hatte zu dieser Zeit viele Ländereien (Münsterländchen). Die wirtschaftliche Grundlage der Abtei bildeten die Weide-, Land- und Forstwirtschaft sowie die mit der Nutzung der Wasserkraft verbundene Eisen- und Kalksteinindustrie. Die Besitzungen betrugen um 1798 etwa 10.000 Hektar. Wegen der wachsenden Zahl von Pilgern musste die Abteikirche im 15. und 16. Jahrhundert vergrößert werden. Das Kloster selbst konnte jedoch mit der Bedeutung Kornelimünsters als Wallfahrtsort nicht mithalten und verlor an Bedeutung. Auch der Wohlstand des 18. Jahrhunderts, der den Neubau des Klosters und Erweiterungen der Abteikirche ermöglichten, änderte daran nichts. 1763 bekam die Kirche eine neue Orgel aus der Orgelbauwerkstatt Johann Josef Brammertz nach Entwürfen von Johann Josef Couven. Zwischen 1792 und 1794 flohen die Mönche mehrmals vor den einrückenden französischen Revolutionstruppen. 1802 wurde die Abtei schließlich wie alle Klöster im Rheinland durch Napoleon aufgelöst. Die Güter mussten übergeben werden und die Mönche mussten die Abtei verlassen. Die Abteikirche wurde der katholischen Gemeinde als Pfarrkirche überlassen und die Heiligtümer/Reliquien wurden 1804 der Pfarrei übergeben. Erst 1906 kamen wieder Benediktiner nach Kornelimünster zurück. Da die alten Abteigebäude dem Staat gehörten und anders genutzt wurden, gründeten sie am westlichen Ende von Kornelimünster die Neue Benediktinerabtei Kornelimünster, die aber nicht die Nachfolge der alten Reichsabtei übernahm. Eine ausgedehnte Führung durch die Abteikirche mit dem Historiker Dr. Lothar Stesius brachte den teilnehmenden Mitgliedern des Heimatvereins Haaren/Verlautenheide wertvolle Erkennt-nisse und Eindrücke über die Probsteikirche in Kornelimünster. Kirchengeschichte und Kirchen-pracht beeindruckten die Teilnehmer immer wieder beim Rundgang, christlicher Glauben und Treue zur katholischen Kirche schufen ein Kleinod, nicht nur für Kornelimünster, auch für die vielen Pilger die alle sieben Jahre zur Kornelius-Oktav und Wallfahrt hierhin kommen.

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Dr. Lothar Stresius vom Förderverein bei der Führung durch die Probsteikirche

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Ein mächtiger Altar ziert das Gotteshaus

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Die Figur des hl. Kornelius, Namensgeber und Schutzpatron mit dem Horn in der Hand

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In dieser „Kiste“ lagerten über Jahrhunderte die drei Heiligtümer Kornelimünsters


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Interessierte Zuhörer/innen des Heimatvereins im Chorgestühl

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Der Taufstein aus dem Mittelalter in der Probsteikirche

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Kostbare Kirchengüter in den Vitrinen

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Kostbarkeiten aus mehreren Jahrhunderten


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