20.08.2014

Besuch des Zollmuseums Friedrichs in Horbach

Bericht: Helmut Vondenhoff

Über die örtliche Presse erfährt der geneigte Leser von Zeit zu Zeit über die Bedrohung der Existenz des Zollmuseums Friedrichs in Horbach, kurz vor der niederländischen Grenze, kurz vor Locht. Hierbei wird immer wieder darauf hingewiesen, welche Rolle die Stadt Aachen im Streit mit den Erben und dem Erhalt der gesamten Sammlung spielt. Wir wollten es genau wissen und besuchten das Zollmuseum in Horbach, die beste Methode zur Unterstützung und guter Beitrag zum Weiterbestehen dieser einmaligen Sammlung. Das Zollmuseum Friedrichs präsentiert sich als lebendiges Zentrum zur Erinnerung an die Grenzgeschichte und Grenzgeschichten.

Hier wird neben historischen Hintergründen auch viel Anschauliches gezeigt. Dazu zählen Dokumente der sogenannten "sündigen Grenze" in den 1950er Jahren, als sich Zöllner und Schmuggler in der Region abenteuerliche Verfolgungsjagden lieferten. Zu sehen sind geschmuggelte und beschlagnahmte Souvenirs sowie Zeugnisse der Markenpiraterie, aber auch Uniformen, ein Zimmer mit Originalmöbeln, eine Schwarzbrennerei, eine Schusterwerkstatt im Keller und ein Miniaturmodell des Zollübergangs Aachen-Lichtenbusch. Uwe Büttner, der mit seinem Kollegen Kurt Cremer ausgezeichnete ehrenamtliche Führungen durch das Museum unternimmt, begrüßte unsere Gruppe und gab uns ausführliche Einblick in die weltweite und insbesondere deutsche Zollgeschichte. Er berichtete über die Ägypter, die an Hand des Nilometers, dem jährlichen Stand des Nilhochwassers, die Zölle und Steuern für die Ackerbauern berechneten oder die Römer, die im Heiligen Land jüdische Zöllner einsetzten, wie den reichen und unbeliebten Zolleinnehmer Levi aus Karpharnaum, der sich Jesus zuwandte und ihm als Jünger folgte. Die Franzosenzeit brachte für Aachen mit seiner Grenzlage eine besondere Situation, die sich aber nach der Niederlage Napoleons und dem Beginn des Wiener Kongresses wieder änderte. Grenzen änderten sich und Länder wurden neu definiert. Im Jahre 1834 wurde der Deutsche Zollverein gegründet, ein Zusammenschluss aller Länder des Deutschen Bundes für den Bereich der Zoll- und Handelspolitik. Erst im Jahre 1984 gab es in Frankfurt die erste große Ausstellung von Zollstücken und Zollmaterial. Diese wurde noch im gleichen Jahr im Krönungssaal des Aachener Rathauses gezeigt und fand viel Zuspruch. Christian Friedrichs, ein ehemaliger Vorsteher des Hauptzollamtes Aachen-Nord, war mit einem Sammelvirus infiziert. Er begann auch 1984 alles zusammenzutragen, was zum Thema Zoll aufzutreiben war. Seine berufliche Position half ihm natürlich dabei. Das alte Zollgebäude in Locht als Anbau an einem Wohnhaus diente dazu, die Sammelstücke unterzubringen. Später erwarb Christian Friedrichs auch das Wohnhaus und richtete hier sein Zollmuseum ein. Als Friedrichs starb, übernahm seine Sammlergefährtin das Haus und die Sammlung, bis letztendlich die Stadt Aachen 1998 das Haus mit den einmaligen Sammlungsstücken übernahm. Für Kurt Cremer, für Uwe Büttner und für die Heimatfreunde des Heydener Ländchens und für viele andere ginge ein Traum in Erfüllung, wenn die weitere Existenz dieser historischen Exponate in diesem Haus gesichert werden könnte. Wir schließen uns diesem Wunsch gerne an, denn wir sahen in fast drei Stunden eine Menge an besonderen Schätzen und hörten dazu die entsprechenden Geschichten.

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Begrüßung im Empfangsraum durch Uwe Büttner, ehrenamtlicher Museumsführer

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Über 3000 Ausstellungsstücke gibt es in Horbach zu bestaunen und zu bewundern

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Modell des Aachener Ponttors, ehemals Zollstation innerhalb des alten Stadtmauerrings

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Modell des Kölntores, gelegen am Kölnsteinweg, der heutigen Jülicher Straße

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Nach dem Schengener Abkommen, in Kraft getreten am 26.03.1995, nicht mehr zu sehen

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Die treuen Helfer des Zolls gingen auch in Pension, wie viele ihrer Menschenkollegen

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Vom Zoll beschlagnahmte Mitbringsel bei der Einreise in die Bundesrepublik

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Am Ende der Führung noch einen historischen Film über die Arbeit der Zollbeamten


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