25.05.2013

Busrundfahrt Haaren-Verlautenheide-Würselen mit dem Geschichtskreis von St. Sebastianus Würselen

Bericht: Helmut Vondenhoff

Nachdem wir mit unseren Mitgliedern bereits auf Einladung des Geschichtskreises die Würselener Pfarrkirche St. Sebastian besucht hatten, starteten wir nun mit dem Geschichtskreis zu einer Rund-fahrt um die Grenzen unserer Wohngemeinden. Die Würselener Organisatoren brachten 16 Interessierte mit nach Haaren, wir boten 32 Mitglieder auf, die sich gemeinsam auf die Fahrt begaben. Aus der Touristenperspektive aus dem Bus heraus ergaben sich den Mitreisenden markante Punkte, Gebäude, Sehenswürdigkeiten, Straßenzüge, Denkmale, Kirchen und Landschaften. Auf Haaren-Verlautenheidener Seite erklärte Franz-Josef Heuser in bewährter und geschichtsfester Weise wäh-rend der Fahrt unsere sehenswerte Route, den Würselener Teil der Rundfahrt mit der wesentlich um-fangreicheren Strecke kommentierte Rolf Rüland, wie schon bei der Kirchenführung ein exzellenter Erklärer, Sach- und Geschichtskenner. Basierend auf unsere Kirchenvergangenheit mit der Pfarre St. Sebastian war der Treffpunkt an St. Germanus nicht nur der ideale Ort, er schuf auch die Einleitung und den Übergang zu Heinrich van Kann, unserem Kreisbaumeister aus Haaren, der in unserer Region erfolgreich gewirkt hat. Seinem Schaffen verdanken wir den jetzigen Kirchenbau von St. Germanus, ebenso zahlreiche Gebäude in Würselen wie das alte Rathaus von 1904 mit dem benachbarten Bürgerhaus, die ehemalige Feuerwache mit Wohnhäusern und dem Erweiterungsbau an St. Sebastian. An seinem Wohnhaus „Auf der Hüls 15“, indem heute noch seine Enkelin Hildegard Schopp wohnt, führte unsere Fahrt an Gut Überhaaren aus dem 13 Jahrhundert, vorbei an der ehemaligen 1. Hüttenarbeitersiedlung Kolonie zur Charlottenburger Allee, Betriebshof der ASEAG, Berufsschulzentrum, und dem Sportzentrum in der Neuköllner Straße. Am Berliner Ring war der alte Grenzverlauf zur Gemeinde Haaren noch deutlich und sichtbar wo sich einst Pfarrgrenze und Bistumsgrenze ergaben, ebenso an der Krefelder Straße bis Strangenhäuschen, dem Grenzverlauf des Haarener Quartiers. Siedlung Atzenbenden, erbaut 1954/55, eine enge Wohnstraße, ließ unseren 60 Personen fassenden Bus gerade noch so passieren, führte auf die Würselener Straße direkt auf das nicht mehr vorhandene ehemalige Kloster, Altersheim und Kindergarten zu, es musste Ende der 1970er Jahren der Wohnbebauung weichen. Gärtnerei und Gemischtwaren Friedrich Sohn, Bauernhof Corsten, das Philippyhaus, Hotel und Lichtspielhaus Ditzen, Quellenhof, alte Post, altes Kino, dann Bezirksamt und altes Rathaus, alles Zeugen der Vergangenheit bis hin zur Redoute, dem alten Gasthaus, Poststation und Endpunkt der Pferde- und elektr. Straßenbahn. Die „Haarener Gracht“, uralter Weg nach Verlautenheide, ganz in der Nähe der Kahlgrachter Mühle und des neu erbauten Regenrückhaltebeckens für den Haarbach, führt an den Standort der im Krieg 1944 zerstörten Verlautenheidener Kirche St. Hubert vorbei nach Quinx. Der Ortsteil Quinx, war stets ein Teil der Begierde zwischen den Gemeinden Weiden und Haaren und der kirchlichen Zugehörigkeit zu Verlautenheide. Er wurde 1968 nach Haaren eingemeindet. Der nahe „Reichswald“ war in früheren Jahrhunderten auch stets ein Streitobjekt zwischen der Stadt Aachen, Würselen und Haaren, zahlreiche Prozesse in der Vergangenheit geben Zeugnis darüber. Auf der Verlautenheidener Straße wurde 1950 mit dem Bau der neuen Kirche St. Hubert begonnen und 1954 beendet. Die eigentliche Keimzelle Verlautenheidens und urkundlich zum ersten Male erwähnt, ist der Heider Hof oder auch Kommandeurshof genannt, gegenüber dem alten Gut Knapp, musste er 1972 der Autobahnmeisterei weichen und wurde abgerissen. Hier beendet Franz-Josef Heuser seine umfangreichen und detaillierten Erklärungen die viel weiter führten als sie hier wiedergegeben werden können.

Rolf Rüland vom Geschichtskreis St. Sebastian übernahm das Mikrofon und die weitere Führung durch seine Heimatgemeinde, wobei er zuerst einen allgemeinen Überblick gab über die Situation der Höhenlinie Verlautenheide-Würselen-Bardenberg als vorzeitlichen Weg, der über die Steinzeit, Römerzeit bis hin zu den Franken existierte. Für Würselen hatte die Wurm in der Vergangenheit stets enorme Bedeutung als Territorial-, Sprach- und Siedlungsgrenze, die Besiedelung auf Grund der hohen Bodenwerte der Landschaft mit ihren Befestigungen, ebenso. Bis in die Neuzeit hat sich an der zentralen Lage Würselens nicht besonderes viel verändert. Frühe Industrieansiedlungen begründeten einen gewissen Reichtum, schufen Arbeitsplätze, ließen Arbeitskräfte zuwandern und pendeln.

Neben der Landwirtschaft gab es schon früh die Zunft der Kupferschläger, eine rege Tuch- und Tabakfabrikation, Nadelmanufakturen, Bergbau in mehreren Stadtteilen und nicht zuletzt die Mühlen im Wurmtal die vielfältig genutzt wurden. Aber auch in Würselen gab es einen Strukturwandel, der nicht nur durch den Krieg und die Kriegsfolgen verursacht wurde. Große Betriebe der Nadelindustrie stellten ihre Produktionen ein, die Kohlegruben schlossen ihre Pforten, landwirtschaftliche Betriebe verschwanden, sogar die einstmals bequeme Pendler-Schienbusverbindung über Kaisersruh nach Aachen-Nord verfiel, die Natur übernahm die Schienenstränge.

Die Fahrt durch und in die Gegenwart ging weiter durch das Straßendorf Broichweiden, heute geprägt durch neue Wohngebiete und Ansiedlungen und treffen dabei auf St. Luzia, einer weiteren Filialkirche von St. Sebastian. Von hier stammen die „Salmanus-Reliquien“ die in Würselen von Wallfahrern besucht wurden und einen gewissen Kultstatus hatten, im Mailied wurde der Salmanus früher sowohl in Haaren als auch in Würselen oft besungen. Die Firmen Kinkartz, Kronenbrot, und Ziegeleien im Stadtgebiet bieten Arbeitsplätze und Einkommen, die alten Pfarren Broich, in Euchen St. Willibrord, St. Nikolaus in Linden sind Zeugen des kirchlichen Lebens. St. Sebastian war Hauptkirche mit dem ehemaligen Sitz des Send- und Waldgerichts. Über die Krefelderstraße touren wir Richtung Bardenberg und streifen die Rückstandshalden der Solvey-Werke aus der ehemaligen Sodaproduktion und gelangen nach Morsbach dem ehemaligen Bergbauort mit der Grube Gouley und seinen Bergarbeitersiedlungen. Reste des Landgrabens, früher durch Wachtürme gesichert, in ihrer Nähe die Siedlung Tellebenden, Wambach sind in der Wege- und Straßenbezeichnung heute noch erkennbar, Einfallstraßen durch den Landgraben wurden nachts durch „Grindel“ (= Ketten) gesperrt. In Bardenberg finden wir das älteste Knappschaftskrankenhaus Deutschlands aus dem Jahre 1856, heute zum „medizinischen Zentrum“ fusioniert mit dem Kreiskrankenhaus Marienhöhe Würselen. Das ehemalige Rathaus Bardenbergs von 1829 bot dem früheren Militär mit seinem Vorplatz ob seiner Größe einen hervorragenden Exerzierplatz, heute bietet dieser Platz zahllosen Autofahrern Parkplatz. Ganz in der Nähe Burg Wilhelmstein, bei Wanderern und Ausflüglern sehr beliebt, Gut Kuckum und die St. Antonius-Kapelle im Ortsteil Pley. Unselige Erinnerungen kommen auf bei dem ehemaligen NS-Lager Hühnernest in Pley, hier wurden jüdische Mitbürger nach 1938 regelrecht gesammelt, nach Haaren in das Sammellager Hergelsmühle überführt von wo sie dann auf einen Transport ohne Wiederkehr geschickt wurden. Das Gut Pfaffenholz aus 1191 trägt seinen Namen wohl zu Recht, war es doch die „Zehntscheune“ des Erzbistums Köln. Eine Frage die dem Würselen-Besucher immer wieder gestellt wird: „Warst du in Würselen, dann hast du auch den „Düvel“ gesehen?“ Die bekanntesten Griensteine, so werden sie genannt, sind der „Düvel“, de “Breijmull“, und et „Grienijser“, doch es gibt diese Mundartbezeichnungen auch noch für weitere Typen. Im Turm von St. Sebastian finden wir im Innern eine Teufelsähnliche Figur, draußen in einer Mauernische am Turm eine Kopie dessen, und doch war der Teufel nicht ursprünglich damit gemeint und dargestellt. Zur Abwehr von allem Bösen erstellte man Figuren die Schrecken und Angst verbreiten sollten, mit starker Anlehnung an die Tierwelt, ganz schnell sah man auch einen Teufel daraus denn der war schließlich auch gefürchtet und diente zur Abschreckung, so ist es in Würselen bis zum heutigen Tag geblieben. Rolf Rüland berichtete gegen Ende der Fahrt über soziale Fragen der Stadt Würselen, über anstehende Planungen und Realisierung zur Infrastruktur Würselens. Manche/r Würselener Mitfahrer/in stellte gegen Ende der Fahrt erstaunt fest, dass er/sie vieles von dem was er/sie unterwegs sahen und hörten, vorher gar nicht so kannten. Den Abschluss der informativen, kurzweiligen und unterhaltsamen Fahrt bildete dann eine Einkehr in das Altenheim der Pfarre St. Sebastian die mit einem gemeinsamen Mittagsmal endete. Rege Gespräche zwischen den Teilnehmern der drei Orte-Fahrt rundeten den Vormittag ab, ein geglückter Versuch Gemeinsames zu unternehmen.

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St. Germanus in Haaren, 1892 erbaut von Heinrich van Kann, Kreisbaumeister

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St. Sebastian in Würselen, ehemalige Mutterpfarre von St. Germanus, bis zum 13. Oktober 1623

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Im modernen Reisebus unterwegs

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Unsere Drei-Orte-Fahrgemeinschaft mit Rolf Rüland

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Beste Fahrerin wo gibt,

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zufriedener Klaus

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Geduldiges Anstehen zum leckeren Suppenfassen

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Rege Gespräche zwischen Würselen und Verlautenheide, man versteht sich ausgezeichnet

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Eine angenehme Umgebung im ehemaligen Kloster, wir waren hierhin eingeladen


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